Schüler

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage

Beim Betreten unseres Schulhauses können die Schüler*innen und Besucher*innen unserer Schule jeden Tag einen „Schritt gegen Rassismus“ machen. Denn die erste Stufe, die in unserem Schulhaus ins Foyer führt, ist mit diesem Schriftzug gekennzeichnet. Dies ist das erste symbolisch sichtbare Zeichen, dass das E. I. seit 2008 „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist. Wir sind seitdem Mitglied in einem bundesweiten, vom Bundespräsidenten unterstützten Netzwerk von Schulen, die sich der Arbeit gegen Rassismus und Ausgrenzung und für Toleranz, Gleichstellung und Courage im Umgang mit Ungleichbehandlung verschrieben haben.

Diese Arbeit zeigt sich in vielfältigen unterrichtlichen sowie schulübergreifenden Projekten und ist inhaltlich verknüpft mit unserem Engagement in der Gemeinschaft der UNESCO-Projektschulen und im Rahmen unserer Aktionen zu „1Jahr – 1 Land“. Hier wagen wir an ganz vielen Stellen den Blick über den Tellerrand und aus der Schule hinaus, um unseren Schüler*innen die Möglichkeiten zu geben, Anderes und Fremdes kennenzulernen, damit umzugehen und es so zu verstehen und schätzen zu lernen. Hierbei arbeiten wir auch mit vielen außerschulischen Partnern wie dem Dokumentationszentrum für Sinti und Roma oder dem Interkulturellen Zentrum hier in Heidelberg zusammen.

Höhepunkt und sichtbarer Ausdruck unserer Arbeit als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ sind unsere jährlichen „Tage gegen Rassismus“, die immer Ende Januar in Verbindung mit dem Gedenktag für die Opfer von Gewalt und Terror während des Nationalsozialismus stattfinden. Hier werden von der SMV Gemeinschaftsaktionen (Flashmob, Finger-/Handabdruck gegen Rassismus u. ä.) organisiert und im Unterricht wird in vielen Fächern an das Thema angeknüpft.

Um die Wichtigkeit dieser Arbeit zu unterstreichen, hat unser Schulträger, das Kolping-Bildungswerg Württemberg e. V., seit einigen Jahren die Landeskoordination der „Schulen ohne Rassismus – Schulen mit Courage“ übernommen und unterstützt so alle Netzwerkschulen inhaltlich und in allen organisatorischen Fragen.

Dietmar Schmid

 

Kooperation mit dem Dokumentationszentrum für Sinti und Roma, Heidelberg

Projekt zu Biographien von verfolgten Sinti und Roma

Der Genozid an 500.000 Sinti und Roma während der Herrschaft des Nationalsozialismus wurde erst 2015 vom Europäischen Parlament offiziell anerkannt. Deshalb ist es umso wichtiger, dass das Schicksal der Verfolgten und Ermordeten aus dieser Bevölkerungsgruppe nicht in Vergessenheit gerät. Aus diesem Grund arbeiten wir seit etlichen Jahren eng mit dem Dokumentationszentrum für Sinti und Roma hier in Heidelberg zusammen. Beispielsweise besuchen alle 10. Klassen und die 9. Klasse (G8) während der „Woche gegen Rassismus und für Courage“ das Dokuzentrum und arbeiten dort selbstständig an der Geschichte der verfolgten Minderheit. Es ist in diesem Zusammenhang immer wieder beeindruckend, wie Schüler:innen reagieren, wenn sie bei der Arbeit an ausgewählten Lebensläufen „ihr“ Heidelberg auf den gezeigten Fotos wiedererkennen und ihnen so vor Augen geführt wird, dass Geschichte nicht abstrakt ist und irgendwo anders stattgefunden hat, sondern dass sich das Vergangene direkt vor der eigenen Haustür abgespielt hat.

Leider war diese Kooperation mit dem Dokuzentrum während der Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. Um aber die Kooperation nicht vollständig auszusetzen, haben wir zusammen mit unserem verlässlichen Ansprechpartner Andreas Pflock, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Dokuzentrum, eine andere Idee entwickelt, die wir den Klassen damals vorgestellt haben.

Aus diesem Vorschlag wurde ein Projekt, das inzwischen von einem festen Stamm von sechs Schüler:innen aus den 11. Klassen konsequent und kontinuierlich durchgeführt wird. Das Ziel ist, das Leben von Rita Prigmore und Jakob Bamberger, zwei im Nationalsozialismus verfolgte Sinti und Roma, zu erforschen und daraus eine Biographie gegen das Vergessen zusammenzustellen. Diese Biographien sollen dann in einer geplante Gesamtbibliographie aller in der damaligen Zeit Verfolgter der Minderheit der Sinti und Roma und – als besondere Herausforderung – in einem Gedächtnisblatt im offiziellen Gedächtnisbuch des KZ Dachau veröffentlicht werden.

Die Schüler:innen durchforsten dazu Online-Archive und können die Informationsquellen des Dokuzentrums nutzen. Auch besteht als besonders sensible Aufgabe die Möglichkeit, Angehörige vor allem von Jakob Bamberger zu interviewen. Er kämpfte nach dem Krieg noch lange Zeit mit den Folgen der „medizinischen“ Versuche, die an ihm während seiner Zeit in den Konzentrationslagern vorgenommen worden sind. Er lebte lange Zeit in Heidelberg, wo er 1989 starb, und war Ehrenvorsitzender des Zentralrats der Sinti und Roma, da er sich lange Zeit für deren Rechte einsetzte. Rita Prigmore lebt noch mit über 80 Jahren in der Nähe von Würzburg. Auch sie und ihre Zwillingsschwester wurden während der NS-Zeit menschenverachtenden Versuchen ausgesetzt, die ihre Schwester nicht überlebte. Nach dem Krieg hielt sie viele Reden, um auf ihr Schicksal und das ihrer Bevölkerungsgruppe aufmerksam zu machen. Das große Ziel der Schüler:innengruppe ist, mit Rita Prigmore selbst zu sprechen. Ob es klappen kann, ist angesichts ihres Gesundheitszustands – auch als Spätfolgen ihrer Misshandlungen – noch unklar. Besonders beschämend ist, dass beide in der Bundesrepublik lange um eine Entschädigung kämpfen mussten und schließlich nur Minimalsummen erhielten.

Einhellig stimmt die ganze Schüler:innengruppe Mia Purrucker, 11a, zu, die einmal sagte: „ Es ist eine Ehre, sich für die Personen stark machen zu dürfen, die viel geleistet haben. So kann man gegen das Vergessen vorgehen.“

Auch haben sich zwei Schüler:innen aus der Gruppe dazu entschlossen, ihre Arbeit an den Biographien durch eine „Besondere Lernleistung“ (BLL) zu dokumentieren und ausführlicher zu bearbeiten.

Im Übrigen lohnt sich ein Besuch der Ausstellung des Dokumentationszentums für Sinti und Roma immer. (http://dokuzentrum.sintiundroma.de/)

Dietmar Schmid